PROJEKTBESCHREIBUNG

2003 werden auf einer CD-ROM z.T. noch unveröffentlichte Materialien zur ehemaligen Mary Wigman-Schule-Dresden (heute: Kleine Szene der Semperoper) vor allem aus den Beständen des Stadtarchivs Dresden veröffentlicht.

Die Mary Wigman-Schule-Dresden bestand von 1920/21 bis 1942. Sie war nicht nur die erste Berufsschule für (modernen) Tanz in Europa und den USA, sondern ebenso wesentlicher Dreh- und Angelpunkt für die gesamte Entwicklung des modernen (spitzenlosen) Bühnentanzes, der Tanz- und Bewegungspädagogik und sogar der Tanztherapie.

Darüber hinaus wird die Künstlerin Mary Wigman weltweit als Vertreterin des "expressiven Tanzes" neben Martha Graham und Doris Humphrey genannt und gilt als herausragende Vertreterin des "Modern German Dance". Ihre Schule wurde zum Ausgangspunkt für viele weitere Gründungen. Noch heute berufen sich international verschiedene Tanz- und Bewegungsausbildungen auf das pädagogische Erbe Mary Wigmans – egal ob in Dresden, London, New York oder Tokio.

Dass Mary Wigman ihre Schule jedoch nicht aus dem Nichts zauberte, dass sie als Inhaberin ihrer Schule und freier Tänzerin in ihrer Pädagogik wie Ästhetik einerseits von den Zeitumständen abhängig war und andererseits diese gleichzeitig bestimmte, verdeutlichen die Materialen auf sehr anschauliche Weise.

Ohne die private und kommunale Förderung hätte sie und ihre Schule nie das werden können, was sie geworden ist. Die Dokumente, welche das verdeutlichen sowie die zeitgeschichtlichen Auseinandersetzungen (wie z.B. die Konkurrenz zur Palucca-Schule sowie die Konkurrenz zwischen Tanz- und Gymnastik-Institutionen, zwischen den allgemeinen und alteingesessenen Tanzschulen und den neuen künstlerischen Tanzschulen und ihre Verstrickungen mit dem NS-Regime) liegen unveröffentlicht im Stadtarchiv Dresden.

Mit der Veröffentlichung würden erstmals eine Fülle von Primardokumenten weltweit zur Verfügung stehen.

 

Einbettung in die bisherige Forschungen und Publikationen

Die tanzwissenschaftliche Forschung im engeren Sinn ist in Bezug auf Mary Wigman und ihre kulturelle, tanz- und theaterkünstlerische und -geschichtliche Bedeutung im Vergleich zu anderen Themen sehr dicht.

Die vorhandene Informationsfülle ermöglicht Vergleiche zu ziehen, Details zu ergänzen und auf Grund vielfältiger Kombinationsmöglichkeiten bisher bekannte Fakten neu zu beleuchten bzw. zu korrigieren.

Durch die Konzentration auf institutionelle Aspekte wird jedoch auch eine ganz neue Sicht eröffnet.

 

Zu veröffentlichende Dokumentenauswahl

Neben drei Schulamtsakten, die auf insgesamt ca. 449 Seiten Dokumente von 1924 – 1937 beinhalten, existieren im Register der Hauptkanzlei, im Register der gewerblichen Schulen und im Register des Kulturamtes weitere interessante Dokumente. Diese geben Aufschluss über die künstlerische Praxis der Wigman-Schule-Dresden bzw. der Solotänzerin und ihrer Tanzgruppe und über den kulturgeschichtlichen und politischen Rahmenbedingungen, unter denen sie arbeiteten.

So sind Protokolle in der Akte des "
Volksbühne e.V. (1929 – 1933)" und ein Schriftverkehr zur "Polenreise 1935" enthalten. Weitere Dokumente können Aufschluss über das kommunalen Umfeld geben. Diese stammen u.a. aus folgenden Akten: "Untersagung der Bezeichnung Tanzschule (1925-31)"; "Palucca-Schule (1926 - 36)"; "Schule für tänzerische Gymnastik Graf-Klotz (1926-33)"; "Schule für Tanz und Gymnastik von Westernhagen (1928-37)"; "Einforderung von Jahresberichten gewerblicher Schulen (1929)"

Die reichste Materialfülle enthalten jedoch die Schulamtsakten.
Hier eine Auswahl:

A) Drucksachen

- Prospekte der Berufsausbildung (1923, 1927, 1933, 1936)
- Programme der öffentlichen Schulaufführungen (1926, 1927, 1929)
- ein Sonderprospekt anlässlich des Schulumbaus (1927)
- gesonderte Schulordnung (1933)
- Prospekte für die Sommerkurse (1931, 1934, 1936)
- Handzettel für die Laienkurse (1927, 1933)
- Artikel in Regionalzeitungen (1927, 1930, 1931, 1932)

B) Berichte

- Schulberichte (1925/26 – 1936/37)
- Lebensläufe der Mitarbeiter, Strafregisterauszüge und Führungszeugnisse zur Erlangung der Lehrberechtigung von Stadt und Land und Zusatzfragebogen ab 1933

C) Schriftverkehr

- Gesprächsprotokolle/Briefwechsel der Wigman–Schule mit Vertretern der Stadt
- Gesprächsprotokolle/Briefwechsel innerhalb der Ämter von Stadt, Land und Reich
- Briefwechsel weiterer Personen und Institutionen
- Zahlungsaufforderungen, –anweisungen, Mahnungen, Quittungen

Auszug von Einzeldokumenten, die auf der CD-ROM veröffentlicht werden:
Siehe Akte 1, Akte 2, Akte 3


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